Mittwoch, 27. März 2013

Deutsche Imkerverbände: Bundeslandwirtschaftsministerium agiertzu Lasten des Bienenschutzes in Europa
Kommissionsvorschlag für Teilverbote für bienengefährliche Neonicotinode
verbessert Bienenschutz
15.03.2013: Die Deutschen Imkerverbände protestieren gegen die irreführende Tatsachenverdrehung
und Verbreitung von täuschenden Halbwahrheiten durch das Bundeslandwirtschaftsministerium
bezüglich des Kommissionsvorschlages zum Teilverbot bienengefährlicher
Pestizide.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium erweckt mit der Darstellung in seiner gestrigen
Pressemitteilung (Nr. 84 vom 14. März) den Eindruck, der Kommissionsvorschlag würde den
Bienenschutz in Deutschland deutlich verschlechtern. Dies ist sachlich falsch. Zwar ist es
richtig, dass die Bereiche Wintergetreide und auch die Produktion von Saatgut nicht vom
Kommissionsvorschlag erfasst sind. Aigners Ministerium verschweigt allerdings, dass laut
dem Kommissionsplan Anwendungen der drei Neonicotinoid-Wirkstoffe Clothianidin, Imidacloprid
und Thiomethoxam für fast alle bienenattraktiven Kulturen wie Raps, Sonnenblumen
und Obstkulturen für zwei Jahre verboten würden, im Gegensatz und damit erheblich besser
als zur Zeit in Deutschland.Der Vorschlag der EU-Kommission für ein Teilverbot der
Neonicotinoide stellt einen Meilenstein für den Bienenschutz und insgesamt eine wesentliche
Verbesserung des Status Quo in Deutschland dar. Zudem bleibt es Deutschland weiterhin
möglich, über den Kommissionsvorschlag hinausgehende Anwendungsbeschränkungen für
Wintergetreide und Saatgutproduktion zu erlassen. Die in der gestrigen Pressemitteilung
vergossenen Krokodilstränen sind daher vollkommen unangebracht.
Die gestrige Pressemitteilung ist der traurige Höhepunkt des doppelzüngigen Verhaltens des
Bundeslandwirtschaftsministeriums in Bezug auf den Kommissionsvorschlag. Während sie
durch raffiniert gewählte Formulierung suggeriert hat, sie unterstütze den Kommissionsvorschlag,
agiert sie seit Wochen intensiv hinter den Kulissen für dessen Aufweichung. So
zum Beispiel vor einer Woche durch den über Ungarn lancierten Vorschlag, nationale
Ausnahmeregelungen zuzulassen. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich nicht länger vor
den Karren der chemischen Industrie spannen zu lassen, sondern ihren Sonntagsreden zum
Bienenschutz endlich durch konsequentes Handeln Glaubwürdigkeit zu verleihen.
Die Pressemitteilung der Bundesregierung enthält weitere fragwürdige Aussagen wie die
Behauptung, das Deutsche Bienenmonitoring (DeBiMo) würde belegen, dass seit 2008 keine
Bienenschäden durch Neonicotinoide aufgetreten seien. Tatsache ist, dass das Deutsche



Bienenmonitoring methodisch überhaupt nicht in der Lage ist, derartige Aussagen zu treffen.
Das zeigt unter anderem die Tatsache, dass selbst die katastrophalen Bienenschäden im
südlichen Rheintal 2008 in den Statistiken des DeBiMo keinen Niederschlag gefunden
haben. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, wenn man dort auch in den Folgejahren
nichts beobachtet hat. Zudem ignoriert die Darstellung der Bundesregierung die
Erkenntnisse des aktuellen EFSA-Gutachtens und vieler weiterer Studien, die erhebliche
Schädigungen von Bienenvölkern insbesondere durch subletale Effekte (d. h. unterhalb der
tödlichen Dosis wirkend) belegen. Auch die Aussage, durch strengere Auflagen sei eine
Anwendung von Neonicotinoiden ohne ein höheres Risiko für Bienen möglich, ist höchst
fraglich. Erfahrungen aus Österreich, Slowenien und Italien zeigen, dass trotz technischer
Verbesserungen zur Minimierung von Staubabrieb bei gebeiztem Saatgut Bienenschäden
bzw. akute Vergiftungsrisiken nicht auszuschließen sind.
Wir fordern, dass Deutschland heute in Brüssel dem Vorschlag der EU-Kommission für ein
Teilverbot der Neonicotinoide (für Bienen hochgiftige Pestizide) ohne Einschränkung
zustimmt und es unterlässt, in den Hinterzimmern zusammen mit der Agrarindustrie
Mehrheiten gegen den Vorschlag der Kommission zu organisieren.
Peter Maske
Deutscher Imkerbund e.V., Villiper Hauptstraß3, 53343 Wachtberg-Villip
Manfred Hederer
Deutscher Berufs und Erwerbsimkerbund e.V., Hofstattstr. 22a, 86919 Utting
Walter Haefeker
European Professional Beekeepes Association, Tutzinger Str. 10, 82402 Seeshaupt
Günter Friedmann
Bundesfachgruppe Demeter Bienenhaltung, Küpfendorf 37, 89555 Steinheim
Magnus Menges
Gemeinschaft der europäischen Buckfastimker, Schulstr. 4, 66909 Nanzdietschweiler
Georg Biechl
Bezirksimkerverein Gmund – Tegernseer Tal und Umgebung e. V., Kainzenweg 12,
83703 Gmund a. Tegernsee
Pressekontakt: Petra Friedrich, Tel. 0228/9329218 o. 0163/2732547, E-Mail: dib.presse@t-online.de http://imkerei-ahrens.de/